das Wohl der Kinder

10.5.2017

Viele Paare bleiben zusammen den Kindern zuliebe. Dies entspricht unseren Vorstellungen von traditionellen Werten: die Familie ist das Wichtigste und das Zusammenleben mit Papa und Mama ist das höchste Gut. Auch die Kinder wollen meistens das Bekannte erhalten, sie wollen Mama und Papa. Selbst wenn der Papa die Mama schlägt. Selbst wenn Mama oder Papa die Kinder schlagen. Selbst wenn Mama und Papa täglich streiten oder sich mit Eiseskälte verschonen. Bei differenzierter Betrachtungsweise wird rasch deutlich, dass die Strategie 'Hauptsache zusammenbleiben' zu kurz greift.

Die Kinder brauchen ihre Eltern, beide. Ist das wahr? Nein, Kinder brauchen Liebe. Diese zeigt sich durch Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Bestätigung, Lob, Förderung und vieles mehr. Beispielsweise auch durch liebevolle, aber klare Rückmeldung, durch sinnvolle Grenzen und Konfrontation auf wertschätzender Basis. Kinder wollen gefördert und gefordert werden, so können sie ihre Persönlichkeit entwickeln. Wenn Kinder in einer Atmosphäre von Liebe aufwachsen können, mit ihren biologischen Eltern, ist das wunderbar. Wenn aber diese liebevolle Umgebung gefährdet ist durch Spannungen und Streitereien der Eltern, lohnt es sich, genauer hin zu schauen. Inwieweit ist die aktuelle Situation noch wohltuend und fördernd für die Kinder und wo ist sie belastend? 

Auch wenn ein Elternteil sich und seine Bedürfnisse aufgibt, weil er sie nicht mehr erfüllt sieht in der Partnerschaft, kann dies Kindern schaden. Viele sind sehr sensitiv, was die Bedürfnisse der Familienmitglieder angeht und beginnen zu leiden, wenn das Ungleichgewicht oder die Spannungen grösser werden. Manchmal zeigen sich solche Veränderungen bei einem Kind erst Jahre später, was die Beurteilung in der Gegenwart nicht leichter macht. Da auch Kinder sich gerne am Bekannten halten und nur äusserst selten sich wirklich gegen einen Elternteil stellen, kann man sie nicht objektiv fragen, was sie sich wünschen. In der Regel möchten sie die Familie erhalten und dass alle alle gerne haben. Sie verstehen nicht, dass Beziehungen sich entwickeln, auch auseinander, und dass der Lebensweg möglicherweise in eine neue, veränderte Zukunft führt. Somit bleibt es in der Verantwortung der Eltern, immer wieder für Klarheit zu sorgen in Gesprächen mit sich selbst und dem Partner.

Statt dem Vorurteil 'Hauptsache zusammenbleiben' blind zu folgen, empfiehlt es sich, sorgfältig zu prüfen, ob die Atmosphäre in der Familie liebevoll und nährend ist für die Kinder.